Ich war am gestrigen Freitag beim Blinden- und Sehbehindertenverein Hamburg und habe das erste Mal Showdown ausprobiert. Hier mein Bericht.
Die Idee, Showdown bzw. Tischball, wie es in Deutschland auch bekannt ist, auszuprobieren, kam mir Mitte dieser Woche, nachdem ich das Gefühl hatte, mal was Neues ausprobieren zu wollen. Tischball ist eine auf die Bedürfnisse Blinder und Sehbehinderter abgestimmte Sportart, die dem Tischtennis ähnelt. Ich hatte schon einiges darüber gelesen, es aber bisher weder als Zuschauer miterlebt noch selbst gespielt.
Ich suchte also die Kontaktinformationen für Hamburg heraus, musste aber feststellen, dass diese auf der Seite des deutschen Showdown-Verbandes zur Zeit gar nicht aktuell sind. Glücklicherweise hat der Blinden- und Sehbehindertenverein die aktuellen Infos auf seiner Website.
Der ehemalige Teamleiter, den ich noch aus meiner Schulzeit kenne, hat meine Anfrage dankenswerterweise prompt weitergeleitet. Basili, eines der Mitglieder der aktuellen Mannschaft, kontaktierte mich dann schnell, wir hatten ein angenehmes Gespräch, und am Freitagabend waren wir zum Reinschnuppern verabredet.
Pünktlich um 17 Uhr fand ich mich also beim Louis-Braille-Center ein. Neben Yvonne und Basili waren auch noch zwei andere erst kürzlich dazugestoßene Spieler dabei. Wir waren also zu fünft. Es war eine der beiden Platten im Raum Elbe aufgebaut. Zur Einführung bekam ich Handschuhe, Schläger, Ball und natürlich die Platte selbst gezeigt. Ich fand auch schnell einen Schläger, der mir von der Griffart gut gefiel. Ich habe keine großen Hände, und der Schläger sollte ja gut dazu passen. Basili hatte intuitiv einen Schläger für mich rausgesucht, der sehr gut passte.
Danach hieß es erst einmal zuhören. Ich wollte mir erst einmal anhören, wie ein Spiel überhaupt abläuft, bevor ich selbst ernsthaft zum Schläger griff. Ich merkte schnell, dass das Spiel sehr dynamisch ist, mal langsame Ballwechsel, dann wieder sehr rasant und mit viel Bande. Auch begriff ich schnell einige der Regeln in der Praxis.
So muss der Aufschlag als erstes in der eigenen Hälfte die Bande berühren, damit er gültig ist. Der Ball muss unter dem Netz in der Mitte der Platte durchgespielt werden. Trifft er sie, weil er eben nicht rollt, sondern hoch gespielt wird, ist dies ein Regelverstoß und führt zum Strafpunkt. Die Zählweise für reguläre Tore und Strafpunkte hatte ich auch ganz schnell kapiert.
Nach zwei miterlebten Spielen ging es ans erste eigene Aufwärmen und erste Spiel. Mein erster Gegner war Ishaq, einer der beiden Fast-Neulinge. Der Start war holprig und hektisch. Ich musste mich natürlich erst einmal an das Spiel gewöhnen, begreifen, wie ich den Schläger führen muss, wie man Bälle stoppt, aufschlägt, einklemmt oder auch mal versehentlich ins eigene Tor bugsiert. 🙂 Ich erzielte aber auch tatsächlich in diesem ersten Spiel schon ein paar Ehrenpunkte, verlor das Spiel aber erwartungsgemäß.
Das zweite Spiel bestritt ich gegen Yonis. Er spielte ganz anders als Ishaq, seine Bälle waren härter und schneller und brachten mich ziemlich aus der Puste. Das Spiel verlor ich, wenn ich mich recht erinnere, mit höherem Punkteabstand. Aber auch hier schaffte ich ein paar Ehrenpunkte.
Danach machte ich eine Pause und hörte Yvonne und Basili bei einem schnellen Spiel zu. Das brachte mich selbst beim Zuhören schnell außer Atem. Ich merkte aber auch, wie gut ich bereits jetzt dem Spielverlauf folgen konnte. Ich stand auf Höhe der Mittelplatte und hörte z. B. Aufschlagfehler, Netzberührungen und wo der Ball von wem gefangen, abgewehrt wurde, wo Aufschläge hin gingen und andere Feinheiten.
Im weiteren Verlauf des Abends spielte ich auch jeweils noch ein Spiel gegen Yvonne und Basili, verlor beide, schaffte es in einem der beiden Spiele aber sogar ziemlich dicht an den Gewinn heran. Ich wurde ruhiger, geduldiger, ließ Bälle kommen und versuchte sie nicht gleich hektisch abzuwehren. Das Spiel mit der Kontrolle und Variation der Geschwindigkeit fasziniert mich.
Und ich fühlte mich an meine Kindheit und Jugend erinnert. Ich habe selbst mal versucht, Tischtennis zu spielen, war damit aber nicht wirklich erfolgreich. Aber als Schiedsrichter habe ich später sehenden Klassenkameraden geholfen, denn beim Tischtennis ist es ganz ähnlich, man braucht einen Ball nicht zu sehen, um dem Spielverlauf folgen zu können, wenn man neben der Platte sitzt oder steht. Ich wurde sogar öfter gefragt, ob ich als Schiedsrichter fungieren wolle. Jetzt Showdown zu spielen fühlte sich richtig gut an und hat mir sehr viel Spaß gemacht.
Nach dem Sport kam noch ein sehr nettes Beisammensitzen mit Yvonne und Basili beim türkischen Imbiss und Restaurant direkt um die Ecke. Wir hatten uns gerade erst kennengelernt, es gab aber viele gemeinsame Bekannte, ähnliche Erlebnisse aus der jeweiligen Schulzeit und andere Themen, über die es sich sehr angenehm klönen ließ.
Mein Fazit: Ich denke, ich habe da was neues gefunden, das mir sehr gefällt, und bei dem ich im wahrsten Sinne des Wortes am Ball bleiben möchte.