Nachdem ich jetzt länger mit iOS-Geräten unterwegs bin und gerade mit dem iPad Mini auch deutlich mehr schreibe als mit dem großen iPad früher, stelle ich fest, dass ich mir des öfteren eine Braillezeile wünsche, um bestimmte Dinge nochmals besser nachlesen zu können als dies mit der Sprachausgabe allein möglich ist. Das Lesen mit dem Finger ist einfach noch einmal was ganz anderes als nur der Zugriff per Sprachausgabe.
Für die Suche nach einer geeigneten Zeile sind für mich folgende Kriterien wichtig:
- Sie soll deutlich kleiner als eine herkömmliche 40-stellige Braillezeile sein, wie sie gern für Notebooks verwendet wird. Gerade wenn man nur mit kleinen Geräten wie iPad & Co. unterwegs ist, ist eine Notebook-Zeile einfach zu groß und unhandlich.
- Das hauptsächliche Augenmerk liegt auf der Ausgabe, nicht auf der Eingabe per Brailletastatur. Ich kann Blindenschrift nur in der verkürzten Form, der Kurzschrift, wie sie auch bei herkömmlicher Belletristik verwendet wird, schnell schreiben. Vollschrift, Basisschrift oder gar Computerbraille sind sehr umständlich für mich einzugeben, da bin ich auf dem Touch Screen schneller. Nun ist aber im Deutschen die Rückübersetzung von Kurzschrift in normal lesbare Schrift nicht immer eindeutig und somit nicht, anders als im Englischen, zu 100% fehlerfrei maschinell rückübersetzbar.
Nun gibt es durchaus mehrere kleine Braillezeilen auf dem Hilfsmittelmarkt. Aber alle scheinen mit einer Brailletastatur ausgestattet zu sein. Es ist also wichtig, dass diese Tastatur abschaltbar ist und ich auch weiterhin mit der Bildschirmtastatur des iOS-Gerätes Text eingeben kann. Hier folgt nun mein kleiner Testbericht zu mehreren ultramobilen Zeilen, wie ich sie mit meinem iPhone und iPad ausprobieren konnte.
BraillePen12 🔗
Das Harpo BraillePen12 ist eine 12-stellige Braillezeile und Brailletastatur. Sechs Brailletasten, eine Leertaste plus zwei weitere größere Tasten links und rechts für Punkte 7 und 8, ein Joystick in der Mitte, und zwei kleine Navigationstasten links und rechts des Blindenschriftfeldes sind die einzigen Bedienelemente. Die Navigationstasten bewegen die Braillezeile ausschnittsweise, der Joystick simuliert die vier Wischgesten mit einem Finger, und ein Drücken auf den Joystick simuliert ein Doppeltippen zum Aktivieren des Elements im Focus. Ansonsten gelten die allgemeinen Braillekommandos zur VoiceOver-Steuerung in iOS. Diese sind auf allen Zeilen gleich, die eine Brailletastatur haben.
Die BraillePen12 wird ausschließlich über Bluetooth mit dem iOS-Gerät verbunden. Die Kopplung und Ansteuerung klappen problemlos. Das Schriftbild ist angenehm und die Zeile lässt sich flüssig lesen.
Das Gehäuse ist solide verarbeitet und hat eine geschwungene Form mit abgerundeten Ecken und einer Delle in der Gehäuserückseite. Man hat also keinen Klotz in der Hand. Allerdings ist sie mit 15,1×9,6×2,1 cm (Breite x Länge x Höhe) nicht sonderlich klein und mit 260 Gramm das absolute Schwergewicht im Test. Die Delle verleiht den beiden hinteren Ecken ein bisschen die Form von langgezogenen Ohren. Als Zubehör gibt es einen dünnen Trageriemen und eine Schutztasche, in der die Zeile mit zwei Klettverschlüssen fixiert wird, so dass sie nicht nur geschützt, sondern auch gegen versehentliches Herausfallen gesichert ist. Allerdings bewirken die an der Unterseite der Zeile angebrachten Klettaufkleber, dass die Gummifüßchen die Tischplatte oder eine andere Unterlage nicht mehr erreichen können, so dass die Zeile beim Tippen und Arbeiten sehr leicht rutscht.
Die Brailletastatur übernimmt zunächst die komplette Steuerung. Es funktionieren zwar weiterhin die normalen Gesten auf dem Touch Screen, bei der Texteingabe jedoch wird die Software-Tastatur nicht eingeblendet, sondern man gibt über die Brailletastatur Text ein. Mit dem Standard-Braille-Befehl zur Simulation der Auswerfen-Taste, Punkte 1-4-6 zusammen mit der Leertaste, wird die Softwaretastatur ein- und ausgeblendet, so dass sie jederzeit zur Verfügung steht. Auf normalen Bluetooth-Tastaturen kann man dasselbe mit einem Druck auf die gleichnamige Taste bzw. F13 erreichen.
Das Eingeben von Computerbraille gestaltet sich etwas umständlich, wenn diese die Punkte 7 und 8 beinhalten. Die beiden dafür vorgesehenen Tasten sind horizontal neben der Leertaste angeordnet, fast parallel zu den kleineren 6-Punkt-Brailletasten. Das Greifen für die Sonderpunkte wird so zu einer echten Fingerübung und war für mich nicht sonderlich bequem. Auch liegt die Leertaste sehr eng an den sonstigen Brailletasten, so dass man immer mit recht gekrümmten Händen schreibt. Meine Hände sind nicht besonders groß, aber ich empfand die Haltung auf Dauer als unangenehm.
Die Zeile hat als einzige im Test keine Routingtasten. Dies empfinde ich als sehr störend, da es doch öfter vorkommt, dass ich im Lesefluss einen Fehler finde, den ich korrigieren möchte. Nicht die Möglichkeit zu haben, den Cursor sofort an die Stelle zu bekommen, wo ich den Fehler gefunden habe, empfinde ich als sehr hinderlich.
Die Zeile wird mit Druck auf die Punkte 1 und 3 zusammen mit der Leertaste ein- und ausgeschaltet. Störend dabei: Dies ist auch das Kommando für den VoiceOver Trainingsmodus. Schaltet man die Zeile also ab, landet man erst einmal in diesem Trainingsmodus und muss dann mit Druck auf die Home-Taste diesen verlassen, um am iOS-Gerät weiterarbeiten zu können.
Der Akku dieses Geräts, das ich dankenswerterweise von der Firma Handy Tech zur Ansicht bekam, scheint mit seiner Batteriespannung ein Lotteriespiel zu veranstalten. Nach über 12-stündigem erstmaligen Aufladen hörte ich lediglich einmal die drei kurzen Pieptöne, die mir anzeigten, dass die Akkukapazität gut verfügbar war. Nach 10-minütiger Benutzung und späterem Wiedereinschalten piepte die Zeile nur zweimal, was laut Anleitung anzeigt, dass der Akku nur noch halb voll ist. Das wäre eine sehr drastische Verdampfung der Akkukapazität! Einige Stunden später piepste sie wieder dreimal.
Apropos Akku: Mit lediglich 12 Stunden Laufzeit im Betrieb hat die BraillePen12 mit Abstand die kürzeste Akkulaufzeit.
Als Zubehör liegen der Zeile ein sonderangefertigtes Netzteil mit einem Anschluss für einen kleinen Kaltgerätestecker und ein dazu passendes Kabel mit mitteleuropäischem Stecker, ein Trageriemen, die bereits erwähnte Schutztasche und eine Anleitung in Schwarzschrift (Schrift für normal Sehende) bei. In dem Heft befindet sich eine CD mit Treibern, Software und einer Anleitung im PDF-Format. Letztere ist allerdings mit der Vorschau-App unter Mac OS X nicht besonders gut lesbar. Auf dem iPad mit iBooks klappt’s schon besser.
Fazit: Die BraillePen12 ist durchaus eine solide mobile Zeile mit einem schönen Schriftbild und guter Verarbeitung. Die fehlenden Routingtasten, die fehlende Rutschfestigkeit, die Anordnung der Brailletasten 7 und 8, die kurze Akkulaufzeit und die Tatsache, dass die Akkuanzeige so unstetig funktionierte, stören mich jedoch sehr. Der Preis ist mit 1000 Euro netto allerdings unschlagbar günstig.
Focus 14 Blue 🔗
Die Focus 14 Blue von Freedom Scientific besticht durch ein sehr schlankes und modernes Design. Sie hat 14 Braillemodule und ist dabei mit 16 cm nur unwesentlich breiter als die oben beschriebene BraillePen12, in der Länge mit 8,1 cm sogar noch etwas kürzer, und vom Gehäuse her nicht so unregelmäßig geformt. Sie ist mit 1,9 cm angenehm flach, und nach vorn hin ist die Unterseite sogar etwas nach innen geschwungen, was ihr einen sehr runden, handschmeichlerischen Touch gibt.
Apropos Berührung: Die Oberfläche ist glatt, die Tasten heben sich etwas angeraut davon ab. Die Braillemodule sind, wie bei Freedom Scientific seit Einführung der 2. Generation der Pac-Mate-Zeilen üblich, in einem Stück eingesetzt, so dass sich das Lesen fast so glatt wie auf ebenem Blindenschriftpapier anfühlt. Das Leseerlebnis ist für meinen Geschmack großartig. Die Zeile steht mit vier Gummifüßen sicher auf jeder Unterlage und steht bei der Arbeit stabil.
Auf der Oberseite der Zeile befindet sich die vollständig ergonomisch angeordnete Acht-Punkt-Brailletastatur. Die Finger liegen ganz natürlich und ohne die Hände zu verkrampfen auf den Tasten. Die Leertaste ist am vorderen Gehäuserand angebracht, also noch unterhalb der Braillemodule, so dass man die Hand nicht unangenehm krümmen muss, um sie zu erreichen. Im Gegenteil: man legt die Hand ganz natürlich auf das Gerät, und die Finger fallen fast wie von selbst an den richtigen Platz.
Die Braillemodule sind mit Cursorrouting ausgestattet, und links und rechts des Lesefeldes befinden sich die Navigationsrocker (Kipptasten) und oberhalb davon deren Modus-Knöpfe.
An der Vorderseite befinden sich rechts und links die Selektor-Tasten für die daneben liegenden Scroll-Rocker-Tasten, daneben ,weiter zur Mitte hin, die beiden Tasten für das Umschalten des angezeigten Ausschnitts, und in der Mitte, unterhalb der Leertaste, die linke und rechte Shift-Taste. Diese sind unter iOS allerdings (noch) nicht belegt.
An der linken Gehäuseseite befinden sich der Ein-/Ausschalter und der standardisierte Micro-USB-Anschluss, der mit jedem handelsüblichen Kabel funktioniert. Dem Paket liegt ein Netzteil bei, das mit verschiedenen Aufsätzen für Steckdosen aus aller Welt geliefert wird, die sich leicht wechseln lassen. Man kann also dasselbe Netzteil in Kontinentaleuropa, Großbritannien, den USA und Kanada und anderen Teilen der Welt nutzen. Man kann die Zeile allerdings auch über den USB-Anschluss des Computers laden, es dauert nur etwas länger. Währenddessen läuft die Zeile z. B. unter OS X keine 2 Sekunden nach dem Anschließen einfach mit VoiceOver mit. Der Akku läuft im Betrieb stattliche 20 Stunden.
Und natürlich verfügt die Zeile über die Verbindung via Bluetooth, um sie mit iOS-Geräten und anderen mobilen Geräten zu betreiben. Auch unter iOS läuft sie sehr zuverlässig. Sie meldet sich auch selbstständig wieder beim iOS-Gerät an, wenn man sie zwischendurch ausgeschaltet hat. Das Cursorrouting funktionierte in meinen Tests in jedem Eingabefeld zuverlässig. Den Akkustand kann man sogar im laufenden Betrieb prüfen, ohne dass die Zeile sich neu verbinden muss.
Auch hier gibt es eine Eingabemöglichkeit per Brailletastatur und das Umschalten auf die Software-Tastatur mittels der Auswurf-Taste-Emulation mit den Punkten 1-4-6 zusammen mit der Leertaste. Durch die ergonomische Anordnung lässt sich Computerbraille sehr angenehm schreiben, auch wenn man es nicht gewohnt ist.
Einziger wirklicher Störfaktor ist die Tatsache, dass von den getesteten Zeilen diese Zeile am lautesten ist. Die Braillemodule klicken beim Setzen lauter als bei den anderen Zeilen. Den meisten wird dies kaum auffallen, meine recht empfindlichen Ohren haben diesen Umstand jedoch sofort festgestellt.
Dem Paket liegt eine Schutztasche bei, die mit vier stabilen Ösen aus Metall versehen ist, die in vier entsprechende Kerben unterhalb bzw. an der Gehäuserückseite passen. Die Zeile ist so sehr sicher vor dem Herausfallen geschützt, man kann die Zeile sogar, weil sich der Deckel der Tasche vollständig umklappen lässt, auch in der Tasche betreiben. Das muss man sogar, wenn man sie über der Schulter tragend betreiben will, denn nur die Tasche, nicht aber die Zeile selbst, hat Ösen für den mitgelieferten Schultergurt.
Weiterhin liegen dem Paket eine Begleit-CD mit Treibern und Dokumentation und ein Handbuch in Blindenschrift und eines in Schwarzschrift bei. Beide sind allerdings in englischer Sprache. Aber natürlich funktionieren die VoiceOver-Übungen von iOS auch mit der Zeile, so dass man auch ohne das Handbuch herausfindet, welche Taste bzw. Tastenkombination was tut. Auch gibt es bei dieser Zeile keinen Konflikt zwischen einer Tastenkombination, die eine VoiceOver-Funktion ausführt, und der Ein-/Ausschaltefunktion, wie dies bei der BraillePen12 der Fall ist.
Fazit: Die Zeile überzeugt durch ein schlankes und ergonomisches Design, geringes Gewicht, ein sehr angenehm zu lesendes Display, Cursorrouting, vielfältige Funktionen, die auch deutlich über die Standard-VoiceOver-Befehle für Braillezeilen hinaus gehen, und auch durch viele Kleinigkeiten wie den separat abrufbaren Akkustand. Auch ist sie durch ihre doppelte Konnektivität sowohl an Bluetooth-fähigen Geräten einsatzfähig als auch an solchen, die dies nicht sind. Die clevere und stabile Tragetasche runden das Bild angenehm ab. Der Preis liegt mit ca. 1300 Euro netto nur etwas über dem des BraillePen12 und ist für die gebotene Leistung sehr überzeugend.
Die Zeile wurde mir dankenswerterweise von der Firma IPD aus Hannover zur Verfügung gestellt.
Vario Conny 🔗
Die Vario Conny von BAUM Retec AG gehört zur Familie der VarioConnect Braillezeilen und ist im nicht deutschsprachigen Raum auch als VarioConnect 12 bekannt. Wie der Name vermuten lässt, hat sie 12 Braillemodule. Diese haben ein angenehmes Schriftbild und setzen ihre Punkte von allen getesteten Zeilen am leisesten.
Das Gehäuse ist mit 13 x 8,1 x 1,7 cm das schmalste und flachste Gehäuse im Test, und auch das Gewicht ist mit 200 Gramm am geringsten. Das Gehäuse macht einen solide verarbeiteten Eindruck. Der Akku läuft 20 Stunden, und sein Zustand ist über eine eingebaute Statusanzeige ohne Arbeitsunterbrechung abrufbar.
Die Zeile hat eine sehr eigentümliche Brailletastatur. Die Punkte 3, 2, 1, Leertaste, 4, 5, 6 sind 7 runde, ins Gehäuse eingelassene Tasten, die in ihrer Anordnung die Form eines Schwarzschrift-Ws haben. Es folgen darunter die Braillemodule mit Routingtasten und jeweils drei vario-typischen Display-Tasten links und rechts. An der Gerätevorderseite befinden sich in der Mitte ein Joystick und links und rechts davon zwei weitere, länglich geformte Tasten. Drückt man eine allein, betätigen sie sich als Leertaste. Drückt man sie mit anderen Brailletasten zusammen, wird die linke zu Punkt 7 und die rechte zu Punkt 8 für Computerbraille. Will man die iOS-Befehle ausführen, muss man zwingend die oben in der Mitte liegende runde Taste verwenden, also immer eine Hand von der Brailletastatur nehmen.
An der Gerätevorderseite befinden sich noch vier Funktionstasten mit den Bezeichnungen E1 bis E4. An der linken Gehäuseseite befinden sich der Anschluss für ein Netzteil zum Laden des Akkus und der Ein-/Ausschalter. Dieser fühlt sich recht wabbelig an. Der Netzanschluss ist mit älteren Nokia-Ladekabeln kompatibel.
Die Ergonomie, die mit dieser Zeile beworben wird, erschließt sich mir nicht. Zumindest an meinen Händen sind die Mittelfinger länger als die Ringfinger, die Ringfinger müssen aber am weitesten nach oben greifen, um die Punkte 3 und 6, die Spitzen des Ws, zu erreichen. Dadurch muss ich die Hände etwas nach außen drehen, was mir schon bei einem Kurztest in den Räumen der BAUM Retec AG schnell unangenehm wurde.
Die Display-Tasten 1 bis 6 üben verschiedene Funktionen aus, auch in Kombinationen, die mit beiden Händen gegriffen werden müssen. Da sie jeweils zu dritt übereinander liegen, ist ein Greifen für mein Dafürhalten recht umständlich. Lediglich die Elemente an der Gerätevorderseite sind mit den Daumen gut erreichbar.
Die Routingtasten sind Knöpfe mit für meine Fingerkuppen unangenehm spitzen Köpfen. Ich mag eher etwas längliche und somit nicht ganz so hart auf einen Punkt konzentrierte Routingtasten.
Man kann die Braillezeile in einen Über-Kopf-Modus schalten, so dass man die Brailletastatur mit der siebten Taste als Leertaste verwenden kann und diese mit dem Daumen greift. Dadurch sind dann allerdings die Punkte 7 und 8 nicht mehr erreichbar.
Die Zeile wird mit einer Tasche mit Gürtel-Clip geliefert, in die man die Zeile zum Transport hineintun kann. Sie erinnert sehr an ältere Nokia-Gürteltaschen, wie man sie Ende der 90er Jahre gern getragen hat. Betreiben kann man die Zeile nicht, wenn man steht oder sonst keine Möglichkeit hat, sie abzustellen. Sie hat keine Vorrichtungen für einen Schultergurt.
Die Verbindung geschieht ausschließlich über Bluetooth und verlief in meinem Test stabil, auch das erneute Verbinden bei Sperren des iPhone oder bei Aus- und Einschalten der Braillezeile verliefen sehr zügig und zuverlässig. Eine VarioConnect 32, die ich bei meinem Besuch bei BAUM ebenfalls testete, hatte zunächst Verbindungsschwierigkeiten, ich musste erst einmal Bluetooth an der Zeile aus- und wieder einschalten, bevor über das Koppeln hinaus auch eine tatsächliche Verbindung klappte.
Da ich die Zeile nicht zur Ansicht bekam, sondern lediglich in den Räumen der BAUM Retec AG testen konnte, kann ich über eventuelles weiteres Zubehör in der Verpackung nichts sagen.
Fazit: Die Vorteile durch das kleinste und leichteste Gehäuse wiegen die für meinen Geschmack fragwürdigen nachteiligen Entscheidungen bei der Benutzbarkeit nicht auf. Es gibt zu viele Haken und Ösen beim Erreichen von Bedienelementen, die schon bei einem kurzen Test so dermaßen ins Auge fielen, dass sie im Tagesbetrieb ein ständiges Ärgernis bedeuten würden. Zugute halten kann man der Zeile eine schnelle Verbindung, ein angenehmes Schriftbild und leise Module. Der Preis liegt mit 1560 Euro netto noch über dem Preis der Focus 14 Blue.
Weitere nicht getestete Kandidaten 🔗
Es gibt noch mindestens eine weitere Zeile, die preislich noch etwas höher angesiedelt ist, nämlich die Esys12 (PDF-Datei) von EuroBraille. Deren Spezifikation liegt mit 14,5 x 8,6 x 2 cm, 200 Gramm und ca. 20 Stunden Akkulaufzeit auch im Kreis der möglichen Kandidaten, ist preislich aber mit, soweit ich herausfinden konnte, 1900 Euro netto schon deutlich teurer. Dies liegt vermutlich an der vollständigen Notizfunktion inkl. Taschenrechner und weiteren Funktionen, die dieses Gerät zu bieten hat. Allerdings brauche ich diese Funktion nicht. Auch liest sich die Beschreibung eher so, dass die Ausstattung neben der Brailletastatur eher minimalistisch anmutet, so dass es Geräte gibt, die für weniger Geld deutlich mehr bieten.
Auch wurde mir beim Sammeln von Empfehlungen die RefreshaBraille 18 vom American Printing House (APH) empfohlen. Diese ist zwar mit 1695 US$ für eine 18-stellige Braillezeile sehr günstig, da es aber keinen Distributor in Deutschland zu geben scheint, kommt sie für mich nicht in Frage, da im Falle einer Reparatur immense Versandkosten anfallen würden. Auch scheint sie von den Bildbeschreibungen her eine Zeile zu sein, deren Module hinter den Brailletasten liegen, also ähnlich aufgebaut wie eine klassische Blindenschriftmaschine, bei der das Papier und der Prägekopf auch hinter der Tastatur liegen. Für jemanden, der mehr lesen als damit schreiben will, fällt diese Zeile aus dem Rahmen, da sie ergonomisch eher fragwürdig gestaltet ist und man mit dem Handballen oder Ärmel ständig mit den Tasten in Konflikt kommen dürfte.
Fazit 🔗
Wie man von den Gerätebeschreibungen und den aufgelisteten Pros und Contras vielleicht schon vermuten kann, wird meine Wahl sehr wahrscheinlich auf die Focus 14 Blue von Freedom Scientific fallen. Sie hat die meiner Meinung nach höchste Funktionalität bei einem ausgewogenen Preis-/Leistungsverhältnis.
Dies ist definitiv kein objektiver Bericht, denn ich bin von meinen ganz persönlichen Anforderungen an die Benutzbarkeit aus an diesen Test herangegangen. Jede der oben beschriebenen Zeilen hat ihre interessanten Kniffe und Ideen, so dass für jeden, der sich nach einer ultramobilen Zeile umschaut, etwas dabei sein dürfte. Vielleicht hat dieser kleine Überblick ja noch einen Nutzen für den einen oder anderen Leser dieses Blogs!