Neben den vielen Neuigkeiten wird es im ersten Release von iOS 13 leider auch einige teils schwerwiegende Fehler geben, die erst mit dem 11 Tage später erwarteten Update auf iOS 13.1 behoben werden. Einige Anwender sollten das Update vielleicht deshalb verzögert einspielen.
Das Team der größten englischsprachigen Community rund um Apple-Produkte, AppleVis, hat eine Liste von Fehlern und behobenen Bugs in den Bedienungshilfen in iOS 13.0 veröffentlicht. In dieser führen sie die vom Team während der Beta-Phase identifizierten und im Release, das Entwicklern seit einigen Tagen als sogenannter Gold Master vorliegt, noch nicht behobenen Fehler auf. Die Liste ist nach Schweregrad sortiert. Da ich erst seit etwas über zwei Wochen wieder unter iOS unterwegs bin und somit den Großteil der Betaphase nicht mitgemacht habe, habe ich nur wenige dieser Bugs selbst gesehen, und da ich schon Ende August wie alle Teilnehmer des öffentlichen Beta-Tests auf iOS 13.1 aktualisiert wurde, sind einige dieser Fehler für mich auch bereits behoben. Das folgende stützt sich daher sehr auf die oben verlinkte Liste, ist aber keine Übersetzung, sondern meine eigene Zusammenfassung.
Schwerwiegende Fehler 🔗
Zu den schwerwiegenden Fehlern, die zum Release nicht behoben wurden, gehört, dass sowohl die klassische als auch die intelligente Farbumkehr sich unstimmig verhalten. Laut AppleVis können sämtliche Bildschirmeinstellungen, die zu hellem Text auf einem dunklen Hintergrund führen, dafür sorgen, dass sich das Display spontan während des Betriebs umschaltet, so dass dunkler Text auf einem hellen Hintergrund zu sehen ist. Anwender, die auf hellen Text auf dunklem Hintergrund angewiesen sind, sollten sich das Upgrade genau überlegen. Leider führt bei Kauf einer Apple Watch Series 5 ein Upgrade auf iOS 13 zwingend dazu, da diese Watch iOS 13 voraussetzt.
Ein weiterer schwerwiegender Fehler, den ich in der letzten 13.0er Beta auch erlebt habe, der in meinen 13.1 Betas aber zum Glück behoben wurde, ist, dass Töne wie die von VoiceOver oder solche von Benachrichtigungen viel lauter abgespielt werden als die VoiceOver Sprachausgabe spricht. Dies ist besonders wichtig, wenn man Kopfhörer trägt. Auch die AirPods sind von diesem Problem betroffen.
Ein weiteres Problem betrifft die Eingabe von Braille in Mail und Notizen. Da kann es passieren, dass nach fünf oder sechs Sätzen die Brailleeingabe einfriert. Dies kann auch passieren, wenn eine bereits bestehende E-Mail-Nachricht oder Notiz bearbeitet wird.
Moderat eingestufte Fehler 🔗
Apropos Mail: In dieser App gibt es gleich mehrere Baustellen. So springt der Cursor beim Erstellen einer neuen Mail oder Antwort manchmal unberechenbar durch das Textfeld, wenn man Text über die Braillezeile eingibt. Auch kann man die Rotor-Option zum zeilenweisen Lesen nicht benutzen, wenn man eine Mail verfasst. Auch ist die Rotor-Option zum Sprung zwischen Rechtschreibfehlern nicht vorhanden.
Weiterhin gibt es ein paar Bugs im Kontrollzentrum, so z. B. beim VoiceOver-label für den neuen Dunkel-Modus. Auch bei den Benachrichtigungen klappt das Löschen von Benachrichtigungen nicht immer zuverlässig, vor allem wenn man alle auf einmal löschen will.
Ein weiterer nerviger Fehler betrifft alle möglichen Eingabefelder (Mail, Safari, nachrichten). Dort steht der Rotor standardmäßig auf Aktionen, nicht mehr auf zeichenweisem Navigieren, und die einzige verfügbare Option ist „Kontextmenü anzeigen“. Wählt man diese, tut sich aber nichts. Es ist also eine nutzlose Aktion, die aber immer standardmäßig im Rotor aktiv wird, sobald man auf ein Textfeld fokussiert.
Ein weiterer Fehler betrifft die neue Editierfunktion für Videos. Bearbeitet man den Start oder das Ende des Videos mit den Einstell-Elementen, wird der Fertig-Schalter nicht aktiviert. Einziger Workaround ist, mit doppeltippen und halten und ganz leichtem Bewegen des Fingers die Geste zum Anpassen einmal durchzureichen, damit der Button aktiv wird. Dies bedeutet natürlich, dass der Anfang oder das Ende dann nicht mehr so exakt eingestellt sind wie mit dem Einstell-Element.
Geringfügige Bugs 🔗
Es gibt noch eine ganze Reihe weiterer kleinerer Bugs. So landet man in einer Konversation in Mail nicht immer auf der ersten ungelesenen Nachricht, sondern manchmal einige Nachrichten darüber und muss mit dem E-Mail-Rotor erst runterspringen. Auch wird die Zahl ungelesener Nachrichten nicht immer richtig angesagt, sowohl im Posteingang als auch auf dem Zurück-Schalter aus einer geöffneten Mail heraus. Mail ist hier offensichtlich eine richtige Baustelle in diesem Update, warum auch immer, die funktionalen Änderungen muten gar nicht so groß an.
Auch bei der Navigation mit Bluetooth-Tastaturen sind ein paar Fehler vorhanden, vor allem wenn man mit VoiceOver in die Statuszeile springen möchte und diese wieder verlassen. Die Statuszeile ist in iOS 13 ebenfalls teilweise wackelig, so kann man sie mit Fingerbewegungen nur schwer ertasten. Das ist in 13.1 Beta definitiv auch besser geworden.
Die soweit vollständige Liste ist oben auf englisch verlinkt, die Liste der geringfügigen Bugs umfasst 23 Elemente.
Behobene Bugs 🔗
Es gibt aber auch gute Nachrichten. So hat AppleVis herausgefunden, und teilweise habe ich das auch festgestellt, dass beim Eingeben über die Braillezeile der Text auch dann richtig übersetzt wird, wenn eine Benachrichtigung hereinkommt. Auch springt der Cursor dann nicht mehr an eine beliebige ungewollte Stelle im Text. In Nachrichten wird, wenn man eine Routingtaste drückt und dann schnell zu tippen anfängt, das Wort „Nachricht“ oder „Message“ nicht mehr von VoiceOver fälschlicherweise eingefügt. Das Navigieren mit dem VoiceOver-Cursor im Einstellungsbildschirm für die Bildschirmzeit ist jetzt zuverlässig, und die Daten der Anschaudiagramme werden jetzt auch alle gelesen. Auf unbeschrifteten Buttons erkannter möglicher Text wird jetzt auch auf der Braillezeile angezeigt.
Fazit 🔗
Anhand dieser teilweise doch schwerwiegenden Fehler sollte sich jeder genau überlegen, ob sie oder er dieses Update schon zum Zeitpunkt von iOS 13.0 auf iPhone oder iPod Touch durchführen möchte. iPads bekommen eh erst am 30. September das iPadOS in Version 13.1, das dann weitgehend mit iOS 13.1 identisch sein wird. Lediglich wenn eine Apple Watch der 5. Generation gekoppelt werden soll, führt definitiv kein Weg an iOS 13.0 fürs iPhone vorbei.
Für diejenigen, die das Update nicht automatisch bekommen wollen, empfiehlt es sich, die automatischen Updates in den Einstellungen unter Allgemein, Software-Update zu deaktivieren. Ansonsten wird das Update automatisch in der Nacht vom 19. auf den 20. September eingespielt.
Tröstlich ist, dass viele der Fehler in den Betas von 13.1 bereits behoben sind, und dass iOS 13.1 nur 11 Tage nach dem Release von iOS 13.0 erscheinen wird. Wer jetzt also noch nicht updaten möchte, was durchaus verständlich ist, muss nicht lange warten, um eine deutlich stabilere Version zu bekommen.